Baby will ständig gestillt werden und schläft nicht - 7 Gründe und Tipps

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Hanna Pauser
Verfasst von , Zertifizierte Doula & Napper Content
Iris Ciba
Medizinisch geprüft von , Dr. med., Facharzt für Kinderheilkunde
Baby just wants to breast feed

Die Informationen in diesem Artikel sind für gesunde, voll entwickelte Babys gedacht. Befolge immer die Empfehlungen deines Kinderarztes, der Hebamme oder anderer medizinischer Fachkräfte. Wenn du dir Sorgen um die Gesundheit deines Kindes machst, wende dich an eine medizinische Fachkraft.

Wenn dein Baby ständig stillen möchte und nicht schläft, kann das anstrengend sein und Sorgen bereiten.

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Baby ständig gestillt werden möchte und Probleme beim Schlafen hat. In diesem Artikel gehen wir auf die häufigsten Gründe ein und geben dir praktische Tipps, wie du mit der Situation umgehen kannst.

Gründe, warum Babys ständig gestillt werden wollen und nicht schlafen

Clusterfeeding

Die Menge der Muttermilch wird durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Wenn das Baby stillt und die Milchgänge in der Brust „leer“ sind, werden Signale gesendet, um den Prolaktinspiegel zu erhöhen und damit die Milchproduktion anzukurbeln. Die Brüste sind nie vollständig leer, sondern füllen sich auch während des Stillens ständig wieder auf.

Mit dem Wachstum des Babys steigt auch sein Nährstoffbedarf. Um sicherzustellen, dass die Milchproduktion zum richtigen Zeitpunkt ansteigt, kommt es häufig zu Phasen des sogenannten „Clusterfeedings“. Während dieser Phasen möchte das Baby manchmal alle 30 Minuten an stillen. Es kann sogar sein, dass es mehrere Stunden am Stück an der Brust sein möchte, mit wenigen oder gar keinen Pausen.

Da das Baby hungriger ist, möchte es häufiger an der Brust sein und jeden Tropfen, der dort nachgefüllt wird, optimal nutzen. Auf diese Weise bleiben die Brüste über längere Zeiträume „leer“, während sie gleichzeitig vom Baby stimuliert werden. Dadurch wird dem Körper signalisiert, die Milchmenge zu erhöhen. Nach etwa 2 bis 3 Tagen holt die Milchproduktion in der Regel auf und das häufige Stillen nimmt ab oder hört auf.

Das häufige Stillen tritt oft in Verbindung mit Wachstumsphasen auf. In den ersten Monaten sind Wachstumsphasen häufig im Alter von etwa 2–3 Wochen, 6 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten. Allerdings sind alle Babys unterschiedlich und Wachstumsphasen treten nicht unbedingt zu diesen Zeitpunkten auf.

Hier erfährst du mehr über Clusterfeeding und erhältst Tipps, wie du damit umgehen kannst.

Das Baby stillt nicht aktiv

Selbst wenn dein Baby die Brustwarze im Mund hat und seine Zunge und Wangen ein wenig bewegt, stillt es nicht immer „aktiv“. Gegen Ende des Stillens, insbesondere wenn das Baby einnickt, bleibt es oft an der Brust und saugt schwächer, ohne tatsächlich Milch zu trinken. Um etwas mehr Ruhe zu bekommen, kannst du versuchen, zwischen aktivem Stillen und diesem „Nuckeln“ zu unterscheiden und das Baby abzunehmen, wenn es nicht mehr aktiv trinkt.

Während des aktiven Stillens hat das Baby ein gleichmäßiges, starkes Vakuum; es saugt und schluckt rhythmisch und kontinuierlich, man kann sehen, wie sein Kiefer arbeitet und sich seine Schläfen bewegen. Wenn du zusiehst und zuhörst, kannst du normalerweise sehen und hören, wie das Baby schluckt.

Wenn das Baby nur „nuckelt“, saugt es schwächer und schluckt nicht mehr oder nur sehr selten. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um das Vakuum des Babys zu lösen, indem man einen sauberen kleinen Finger in einen Mundwinkel des Babys steckt, etwas Luft einströmen lässt und das Baby dann vorsichtig von der Brust nimmt.

Hunger

Wenn ein Baby nachts aufwacht und häufig gestillt werden möchte, kann dies auf Hunger zurückzuführen sein. Wenn dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht hat und stetig an Gewicht zunimmt, ist es normal, dass es nachts alle 2 bis 3 Stunden aufwacht.

Wenn dein Baby jedoch häufiger schläft und aufwacht, z. B. nachts alle 30 bis 60 Minuten, kann dies daran liegen, dass es hungrig ist. Dann solltest du vielleicht mit deiner Hebamme oder deiner Kinderärztin bzw. deinem Kinderarzt sprechen.

Es kann beispielsweise hilfreich sein, Tipps und Ratschläge zu Stilltechniken zu erhalten oder zu beurteilen, ob eine zusätzliche Fütterung für einen bestimmten Zeitraum erforderlich ist. Wenn eine zusätzliche Fütterung erforderlich wird, lohnt es sich, über stillfreundliche Ergänzungsnahrung zu lesen, um das Stillen nicht zu beeinträchtigen und (falls gewünscht) die Rückkehr zum ausschließlichen Stillen zu erleichtern. Auch hierbei kann dir bspw. deine Hebamme helfen.

Unausgereifter zirkadianer Rhythmus

Ein weiterer Grund kann sein, dass der zirkadiane Rhythmus deines Babys noch nicht ausgereift ist, was zu Wachphasen und dem damit verbundenen nächtlichen Stillen führen kann.

Erst im Alter von etwa 3 bis 5 Monaten beginnt sich die innere Uhr des Babys für Tag und Nacht zu etablieren. Mit etwas Glück ist es bis dahin möglich, dass dein Baby nachts seine „Nacht“ hat, in der es schläft und hauptsächlich zum Essen aufwacht und dann wieder einschläft.

Es kommt jedoch auch oft vor, dass ihr Rhythmus nicht mit unserem übereinstimmt - was bedeuten kann, dass sie tagsüber ihre „Nacht“ haben und dafür nachts wach sind.

Hier erfährst du mehr darüber, wie du die Entwicklung des zirkadianen Rhythmus deines Babys unterstützen kannst.

Das Baby wacht auf, wenn du es hinlegst

Bei manchen Babys, insbesondere bei Neugeborenen, ist es fast unmöglich, sie von den Armen abzulegen.

Manchmal kann dies zu einem Missverständnis führen, bei dem du als Elternteil denkst, dass das Baby aufwacht und wieder gestillt werden möchte, aber in Wirklichkeit wacht das Baby auf, weil du es ablegst. Vielleicht ist das Baby aber auch einfach müde und möchte durch das Stillen wieder in den Schlaf finden.

Tipps, wie du ein schlafendes Baby ablegen kannst:

  • Warte, bis das Baby in einem tiefen/ruhigen Schlaf ist, etwa 10–20 Minuten

  • Achte darauf, dass die Schlaffläche nicht kalt ist

  • Schaukele und flüstere sanft, während du das Baby absenkst

  • Senke zuerst die Füße und dann den Kopf ab

  • Lege zuletzt den Kopf ganz langsam nach ab

  • Lege eine Hand auf die Brust und flüstere weiter

  • Flüstere weiter, wenn du gehst

Virusinfektionen

Häufigeres Stillen kann manchmal ein Zeichen dafür sein, dass das Baby krank ist oder Schmerzen hat. Stillen ist mehr als nur Ernährung: es dient auch als beruhigender und schmerzlindernder Mechanismus für das Baby. Wenn du ein älteres Baby hast, das bereits feste Nahrung zu sich nimmt, stellst du möglicherweise fest, dass das Stillen zunimmt und die Nahrungsaufnahme abnimmt, wenn das Baby krank ist. Während einer Virusinfektion kann der Appetit auf normale Nahrung abnehmen und das Bedürfnis nach Stillen zunehmen.

Wenn du während einer Virusinfektion stillst, werden Antikörper deines erfahreneren Immunsystems über die Muttermilch auf das Baby übertragen. Muttermilch enthält auch mehrere Substanzen mit antiviralen Eigenschaften, die das Immunsystem des Babys während einer Infektion unterstützen können.

Wende dich immer an medizinisches Fachpersonal, wenn der Allgemeinzustand des Babys beeinträchtigt ist, z. B. wenn das Baby lethargisch wirkt, weniger als gewöhnlich isst oder schnell atmet.

Zahnen

Ein weiterer Grund für häufigeres Stillen könnte sein, dass das Baby zahnt. Normalerweise verspüren Kinder beim Zahnen keine Beschwerden, aber manchmal kann ihr Mund jucken, das Kind sabbert etwas mehr und das Zahnfleisch kann gereizt, gerötet und leicht geschwollen sein. Diese Beschwerden erreichen ihren Höhepunkt in der Regel 2–3 Tage vor dem Durchbruch des Zahns.

Das Stillen hat eine beruhigende und schmerzlindernde Wirkung, sodass das Baby in diesen Phasen häufiger stillen möchte.

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