Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, ist echt nicht einfach. Zwischen Meetings, Terminen und den vielen Aufgaben, die ein Kind so mit sich bringt, kann man sich schnell überfordert fühlen. Aber was wäre, wenn du dich nicht zwischen Elternsein und einer erfolgreichen Karriere entscheiden müsstest? Flexible Arbeitszeiten können der Schlüssel zu dieser Balance sein.
Flexibilität am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit. Es geht darum, eine Arbeitszeitgestaltung zu finden, mit der du deine beruflichen Verpflichtungen erfüllen und gleichzeitig für deine Familie da sein kannst. Und die gute Nachricht? Viele Arbeitgeber sind heute offener für flexible Arbeitsmodelle als je zuvor. Du musst nur wissen, wie du deine Wünsche einbringen kannst.
In diesem Leitfaden zeigen wir dir, wie du dich für flexible Arbeitsmodelle stark machen, Grenzen setzen und effektiv mit deinem Arbeitgeber kommunizieren kannst, damit du sowohl im Beruf als auch im Privatleben erfolgreich bist.
Flexible Arbeitsmodelle gibt es in vielen Formen. Der erste Schritt, um deine Bedürfnisse durchzusetzen, besteht darin, deine Optionen zu kennen.
Zu den gängigsten Formen flexibler Arbeitsmodelle gehören:
Angepasste Arbeitszeiten – Du beginnst und beendest deinen Arbeitstag früher oder später, um ihn an die Kinderbetreuung anzupassen.
Remote-Arbeit – Ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten.
Komprimierte Arbeitswochen – An weniger Tagen länger arbeiten, z. B. vier 10-Stunden-Tage statt fünf 8-Stunden-Tage.
Jobsharing – Eine Vollzeitstelle auf zwei Mitarbeitende aufteilen.
Ergebnisorientiertes Arbeiten – Konzentration auf Ergebnisse, statt auf die Arbeitszeit.
Für berufstätige Eltern kann Flexibilität den Unterschied bedeuten, ob sie die ersten Schritte ihres Kindes verpassen oder dabei sein können, um es anzufeuern. Bevor du deinen Arbeitgeber ansprichst, überlege dir, welche Regelung für deine Position, dein Team und deine persönlichen Bedürfnisse am besten geeignet ist.
Flexible Arbeitszeiten können das Leben erleichtern und eine nachhaltige Balance schaffen, von der sowohl Arbeitnehmende als auch Arbeitgeber profitieren.
Studien zeigen, dass flexible Arbeitszeiten für Eltern Folgendes bedeuten können:
Mehr Zeit mit deinem Kind
Weniger Stress und Burnout
Höhere Produktivität bei der Arbeit
Bessere Bewältigung unerwarteter Herausforderungen in der Kinderbetreuung
Für Unternehmen kann die Einführung flexibler Arbeitszeiten zu folgenden Vorteilen führen:
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
Geringere Fehlzeiten und Burnout
Engagiertere und motiviertere Mitarbeitende
Wenn du dich für Flexibilität einsetzt, verlangst du nicht nur eine persönliche Anpassung. Du trägst zu einer integrativeren und unterstützenderen Arbeitskultur bei – einer Kultur, die anerkennt, dass Mitarbeitende ihre beste Arbeit leisten, wenn sie ihre Zeit effektiv einteilen können.
Flexible Arbeitszeiten zu fordern, fängt mit guter Vorbereitung an. Ein gut durchdachter Plan erhöht die Chance, dass Voresetzte Ja sagen.
Bevor du mit Vorgesetzten sprichst, solltest du dir klar machen, was du eigentlich willst. Musst du früher anfangen, um dein Kind in die Kita zu bringen? Würde es helfen, ein paar Tage im Monat von zu Hause aus zu arbeiten? Sag genau, was für dich am besten wäre und warum.
Schau im Mitarbeiterhandbuch oder im HR-Portal nach, ob es bereits Richtlinien zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung gibt. Wenn es keine formellen Regelungen gibt, such nach Beispielen von Kolleginnen und Kollegen, die erfolgreich flexible Arbeitszeiten ausgehandelt haben.
Vorgesetzte möchten wissen, wie sich eine neue Arbeitsregelung auf das Team und das Unternehmen auswirkt. Bereite Folgendes vor:
Beispiele für deine Produktivität und Leistung
Daten darüber, wie andere Unternehmen von flexiblen Arbeitszeiten profitiert haben
Einen Plan, wie du deine Arbeitslast unter den neuen Bedingungen bewältigen wirst
Je konkreter du argumentierst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Genehmigung erhältst.
Nachdem du deine Recherchen abgeschlossen hast, ist es an der Zeit, deinen Antrag zu stellen. Wie du deinen Vorschlag kommunizierst, ist genauso wichtig wie der Antrag selbst.
Das Timing ist entscheidend. Bitte um ein Gespräch, wenn dein/e Vorgesetzte/r wahrscheinlich empfänglich ist – nicht mitten in einer Krise oder kurz vor einer wichtigen Frist.
Betone, wie flexible Arbeitszeiten sowohl dir als auch dem Unternehmen zugute kommen. So kannst du deine Anfrage strukturieren:
"Ich möchte vorschlagen, meine Arbeitszeiten anzupassen, um sie besser mit meinen Kinderbetreuungsaufgaben in Einklang zu bringen. So kann ich mich voll und ganz meiner Familie widmen und gleichzeitig meine Produktivität und mein Engagement für das Team aufrechterhalten. Ich habe mir überlegt, wie ich eine reibungslose Zusammenarbeit gewährleisten und mich weiterhin einbringen kann. Ich würde gerne besprechen, wie wir das so hinbekommen können, dass es für alle gut ist."
Deine Vorgesetzten machen sich vielleicht Gedanken über die Kommunikation im Team, Besprechungen oder die Fairness gegenüber anderen Mitarbeitenden. Sei proaktiv:
Schlage Lösungen vor, wie ihr in Kontakt bleiben könnt, z. B. feste Kernarbeitszeiten oder Messaging-Tools.
Versichere, dass du produktiv bleibst und bei Bedarf erreichbar bist.
Schlage eine Probezeit vor, um die neue Regelung zu testen.
Ein selbstbewusster, lösungsorientierter Ansatz macht es deinen Vorgesetzten leichter, zuzustimmen.
Sobald du dir flexible Arbeitszeiten gesichert hast, besteht die nächste Herausforderung darin, diese für dich, deinen Arbeitgeber und deine Familie zum Funktionieren zu bringen.
Nutze gemeinsame Kalender, um deine Arbeitszeiten zu kommunizieren.
Lege „Nicht stören“-Zeiten fest, um Unterbrechungen zu vermeiden.
Teile deinem Team mit, wann du verfügbar bist, und halte dich daran.
Hab ein Ritual für den Start und das Ende deines Arbeitstages.
Nutze einen festen Arbeitsplatz, um Arbeit und Elternschaft zu trennen.
Setz mit deiner Familie klare Erwartungen bezüglich deiner Arbeitszeiten.
Flexibilität ist keine Einbahnstraße. Zeig deinem Arbeitgeber, dass du dich für deine Arbeit engagierst und gleichzeitig deine Freizeit schützt.
Selbst mit einem soliden Plan kann es zu Widerständen oder Herausforderungen kommen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, flexibel zu bleiben und Probleme anzugehen, sobald sie auftreten.
Widerstand von Kolleginnen und Kollegen? – Kommuniziere offen. Biete Treffen während der Kernarbeitszeiten an und versichere ihnen, dass du weiterhin teamfähig bist.
Die Work-Life-Balance stimmt nicht? – Überprüfe deine Grenzen und passe deinen Zeitplan bei Bedarf an.
Die Vorgesetzten haben Bedenken? – Schlage eine Probezeit vor und dokumentiere deine Produktivität, um den Erfolg zu belegen.
Denk dran, Flexibilität ist ein fortlaufender Prozess und keine einmalige Entscheidung.
Du musst das nicht alleine bewältigen. Der Austausch mit anderen berufstätigen Eltern kann dir Unterstützung, Ratschläge und Rückhalt bieten.
Tipps von Napper:
Tritt der Elterninitiative deines Unternehmens bei, falls es eine gibt.
Such dir einen Mentor/eine Mentorin, der/die erfolgreich flexible Arbeitszeiten ausgehandelt hat.
Engagiere dich in Online-Communities oder lokalen Gruppen für berufstätige Eltern.
Ein unterstützendes Netzwerk macht einen großen Unterschied, wenn es darum geht, Flexibilität am Arbeitsplatz zu erreichen.
Bei der Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten geht es nicht nur darum, das Leben einfacher zu machen, sondern auch darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das alle Mitarbeitenden, einschließlich Eltern, unterstützt.
Durch gründliche Vorbereitung, strategische Präsentation deiner Anfrage und klare Grenzen kannst du einen Zeitplan erstellen, der es dir ermöglicht, bei der Arbeit hervorragende Leistungen zu erbringen und gleichzeitig für deine Familie da zu sein.
Und denk daran: Du bittest nicht nur für dich selbst. Du trägst dazu bei, eine Arbeitskultur zu schaffen, die Wohlbefinden, Ausgewogenheit und die Tatsache wertschätzt, dass Eltern sowohl engagierte Mitarbeitende als auch präsente Eltern sein können.
Also atme tief durch, sammle deine Gedanken und beginne das Gespräch. Deine Karriere, deine Familie und dein Wohlbefinden sind es wert.
1. Marx CK, Reimann M, Diewald M. Do Work–Life Measures Really Matter? The Impact of Flexible Working Hours and Home-Based Teleworking in Preventing Voluntary Employee Exits. Soc Sci. 2021;10(1):9. doi:10.3390/socsci10010009., https://doi.org/10.3390/socsci10010009
2. Shifrin NV, Michel JS. Flexible work arrangements and employee health: A meta-analytic review. Work Stress. 2021;36(1):60–85. doi:10.1080/02678373.2021.1936287., https://doi.org/10.1080/02678373.2021.1936287
3. Hokke S, Bennetts SK, Crawford S, Leach L, Hackworth NJ, Strazdins L, et al. Does flexible work ‘work’ in Australia? A survey of employed mothers’ and fathers’ work, family and health. Community Work Fam. 2020;24(4):488–506. doi:10.1080/13668803.2019.1704397., https://doi.org/10.1080/13668803.2019.1704397