An diesem Vatertag stellen wir Männer in den Mittelpunkt. Nicht als Nebenfiguren in der Geschichte der Elternschaft, sondern als Hauptdarsteller mit ihren ganz eigenen Herausforderungen, Erfolgen und Perspektiven. Denn die psychische Gesundheit von Vätern ist ein zentrales Thema, das in der Forschung zunehmend Beachtung findet. Also schnapp dir eine Tasse Kaffee und deine Lieblingstasse und lass uns einen Blick darauf werfen, was Väter wirklich erleben – von den nächtlichen Momenten, über die niemand spricht, bis hin zu den Erfolgen, die es wert sind, gefeiert zu werden. Auf die Väter, die eine neue Geschichte darüber schreiben, wie Vaterschaft aussehen kann: chaotisch, ehrlich, unterstützend und echt.
Vatertagskarten zeigen ein schönes Bild: Papa als Superheld, der alles reparieren kann, als Pfannkuchen-Koch am Wochenende, als derjenige, der mit einer Umarmung alles besser macht. Und weißt du was? Manchmal ist das auch total wahr. Aber hinter dem Lächeln zum Vatertag und den Tassen mit der Aufschrift „Bester Papa der Welt“ steckt eine Geschichte, die es selten auf Grußkarten schafft: die echte, ungefilterte Erfahrung des modernen Vaterseins.
Hier ist etwas, das dich vielleicht überraschen wird: Eine Meta-Analyse von 43 Studien aus 16 Ländern ergab eine Prävalenzrate von 10 % für väterliche Depressionen innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt. Das ist mehr als doppelt so hoch wie die Prävalenzrate von 4,8 % unter Männern in der Allgemeinbevölkerung innerhalb von 12 Monaten.
Und trotzdem reden wir immer noch über postpartale Depressionen, als wären sie nur ein „Mutterthema”.
Die Forschung zeigt etwas, das viele Väter kennen, aber selten sagen: Vaterschaft ist mit deutlich erhöhtem Stress, Angst und Depressivität verbunden, aber auch mit Freude, Stolz und emotionaler Reife.
Eine aktuelle Studie hat herausgefunden, dass sich die psychische Gesundheit von Vätern zwei Jahre vor der Geburt ihres Kindes zu verschlechtern scheint und sich zwei Jahre danach wieder verbessert. Stell dir das mal so vor: Während schwangere Partnerinnen regelmäßig auf ihre körperliche und emotionale Gesundheit angesprochen werden, fragen sich werdende Väter oft: „Darf ich damit überhaupt Probleme haben?”
Wir müssen anfangen, Vaterschaft als einen grundlegenden Lebensübergang anzuerkennen, der lange vor der Geburt des Babys beginnt und bis weit in die Kleinkindphase hinein andauert.
Wenn wir über die Erschöpfung junger Eltern sprechen, stehen meist die Mütter im Mittelpunkt. Nach dem starken Rückgang der Schlafzufriedenheit und -dauer in den ersten Monaten nach der Geburt kehrt der Schlaf beider Elternteile erst bis zu sechs Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder auf das Niveau von vor der Elternschaft zurück. Sechs Jahre. Lasst das mal sacken.
Die Forschung liefert einige faszinierende Erkenntnisse darüber, wie Väter Schlafprobleme anders erleben:
Die unsichtbare Last: Schlechter Schlaf bei Vätern geht mit Symptomen von Depressionen und gestörten Beziehungen einher. Dennoch werden Schlafprobleme bei Vätern seltener anerkannt oder behandelt.
Der Druck, eine unterstützende Rolle zu spielen: Viele Väter haben das Gefühl, dass sie für ihre Partnerinnen „die Stellung halten“ müssen, was dazu führt, dass sie ihre eigenen Schlafprobleme herunterspielen.
Erwartungen am Arbeitsplatz: Obwohl sich die Regelungen zum Elternurlaub verbessern, stehen viele Väter unter dem Druck, schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, was zu einer perfekten Mischung aus Schlafmangel und Leistungserwartungen führt.
Hier ist etwas Revolutionäres: Eine einfache Frage zum Schlaf, die nichts kostet und nicht stigmatisierend ist, könnte ein Einstieg in Gespräche über psychische Gesundheit mit Vätern nach der Geburt sein.
Anstatt zu fragen: „Wie kommst du mit der Vaterschaft zurecht?“, könnte man sich vorstellen, dass Gesundheitsdienstleister einfach fragen: „Wie schläfst du?“ Diese kleine Änderung könnte die Tür zu wichtigen Gesprächen über das Wohlbefinden von Vätern öffnen.
Marcus, Vater von 8 Monate alten Zwillingen: „Bei jedem Termin fragen alle, wie es meiner Frau geht, wie sie schläft und ob sie Hilfe braucht. Ich stehe daneben, sehe wahrscheinlich aus, als hätte ich seit Wochen nicht geschlafen, und niemand denkt daran, mich zu fragen. Es ist, als wäre ich unsichtbar, außer wenn sie mich brauchen, um Papierkram auszufüllen.“
David, frischgebackener Vater: „Bei der Arbeit wurde von mir erwartet, dass ich genauso produktiv war wie immer, meine Frau brauchte Unterstützung, das Baby brauchte alles ... Ich war total überfordert, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ein schlechter Vater wäre, wenn ich das zugäbe. Männer sollen doch mit so etwas nicht zu kämpfen haben, oder?“
Sam, Vater von drei Kindern: „Ich habe endlich mit meinem Arzt darüber gesprochen, dass ich mich überfordert fühle und dann meinte er im Grunde: "Das ist normal, das wird leichter." Aber ich habe nicht gefragt, ob das normal ist – ich habe um Hilfe gebeten. Das ist ein Unterschied.“
Traditionelle männliche Normen schaffen zusätzliche Hindernisse:
Der Druck, Versorger zu sein: Viele Väter fühlen sich stark unter Druck gesetzt, finanziell für die Familie zu sorgen und gleichzeitig emotional präsent zu sein.
Die „Mach-das-in-Ordnung“-Mentalität: Männer sind darauf sozialisiert, Probleme zu lösen, aber manche Herausforderungen der Elternschaft lassen sich nicht „in Ordnung bringen“ – man muss sie ertragen und sich daran anpassen.
Schwierigkeiten beim Ausdruck von Emotionen: Männer sind in der Regel eher bereit, Müdigkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen zuzugeben, als Traurigkeit, Wertlosigkeit oder Schuldgefühle zu zeigen.
Fortschrittliche Gesundheitssysteme beginnen, die Bedürfnisse von Vätern anzuerkennen:
Inklusive Sprache: Verwendung des Begriffs „Eltern” anstelle von „Mütter” in Bildungsmaterialien
Vaterspezifische Ressourcen: Einige Kliniken bieten jetzt väterorientierte Selbsthilfegruppen an
Einbeziehung des Partners: Beide Elternteile werden ermutigt, Termine wahrzunehmen
Verlängerter Vaterschaftsurlaub: Immer mehr Firmen bieten einen zweckmäßigen Vaterschaftsurlaub an.
Flexible Arbeitszeiten: Es wird anerkannt, dass Väter Flexibilität für Termine und familiäre Notfälle brauchen.
Unterstützung für die psychische Gesundheit: Mitarbeiterprogramme, die speziell auf die psychische Gesundheit von Vätern eingehen.
Väter bauen ihre eigenen Unterstützungsnetzwerke auf:
Vatergruppen: Von Wandergruppen bis hin zu Kaffeetreffen – Väter kommen miteinander in Kontakt.
Online-Communities: Social-Media-Gruppen, in denen Väter anonym Erfahrungen austauschen können.
Netzwerke für Väter am Arbeitsplatz: Berufliche Gruppen, die Gespräche über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie normalisieren
Bei Napper treffen wir jeden Tag Väter, die sich voll und ganz für ihre Kinder einsetzen, oft auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit.
Wenn Väter besser schlafen, zeigt die Forschung:
Wenn Väter Zeit mit ihren Kindern verbringen können, z. B. mit ihnen lesen oder spielen, sind Mütter weniger gestresst.
Bessere emotionale Regulierung in schwierigen Momenten mit Kleinkindern
Mehr Geduld bei der Abendroutine und Einschlafbegleitung
Eine Aussage, die wir oft hören: „Ich helfe beim Zubettbringen.“ Du hilfst nicht, du bist ein Elternteil. Paare, die sich die Betreuung ihrer Kleinkinder teilen, zeichnen sich durch ein höheres Maß an Unterstützung und weniger Stress aus, was sich beruhigend und positiv auf das familiäre Umfeld auswirkt und die Entwicklung konsolidierter Schlafmuster fördert.
Es wurde festgestellt, dass die psychische Gesundheit des Vaters mit vermehrten internalisierenden und externalisierenden Verhaltensweisen des Kindes zusammenhängt, wobei jede Störung unterschiedliche Risikofaktoren aufweist. Sich um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern, ist nicht egoistisch, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Elternschaft.
Jeder Vater hat sich schon einmal überfordert gefühlt. Du versagst nicht, weil du Probleme hast. Du bist ein Mensch, und Menschen sind nicht dafür gemacht, Kinder alleine großzuziehen und dabei noch perfekte Leistungen im Job und in Beziehungen zu leisten.
Neugestaltung des Gesundheitswesens: Es muss ein allgemeines Bewusstsein für die psychische Gesundheit von Vätern in der Geburtshilfe geschaffen werden. Ebenso muss eine zugängliche, angemessene und rechtzeitige Unterstützung angeboten werden.
Arbeitskultur: Die Anerkennung, dass Väter vollwertige Eltern sind und keine Teilzeithelfer.
Forschungsinvestitionen: Mehr Studien, die Väter als Hauptteilnehmer und nicht nur als sekundäre Quellen einbeziehen.
Baut euch frühzeitig ein Netzwerk auf: Wartet nicht, bis ihr am Ende seid, um Hilfe zu suchen. Knüpft Kontakte zu anderen Vätern, tretet Vatergruppen bei oder kommt einfach mit anderen Eltern beim Abholen ins Gespräch.
Benenne deine Erfahrungen: „Ich habe wirklich mit Schlafmangel zu kämpfen und fühle mich überfordert” ist hilfreicher als „Alles ist in Ordnung”.
Setze dich für dich selbst ein: Wenn ein Gesundheitsdienstleister deine Bedenken abtut, suche dir einen anderen, der das nicht tut. Deine psychische Gesundheit ist wichtig.
Sei ein Vorbild für emotionale Intelligenz: Deine Kinder beobachten, wie du mit Stress umgehst, Emotionen ausdrückst und um Hilfe bittest.
Wie du als Vater bist, beeinflusst nicht nur deine Kinder, wenn sie klein sind, sondern auch, wie sie später mal als Eltern sein werden. Studien zeigen auch, dass das Engagement eines Vaters für seine Kinder, seine Beteiligung an Aufgaben rund um die Kinder und die kooperative Elternschaft mit dem Stress der Mutter zusammenhängen.
Das heißt: Wenn es Vätern gut geht und sie sich aktiv um ihre Kinder kümmern, profitiert die ganze Familie davon.
Der Übergang zur Vaterschaft ist eine wichtige Phase, um die psychische Gesundheit von Männern und damit auch das Wohlbefinden der Familie zu fördern. An alle Väter, die das hier lesen: Eure Erfahrungen sind wichtig. Eure Probleme sind berechtigt. Eure psychische Gesundheit ist wichtig. Und ja, ihr verdient Unterstützung, die speziell auf euch zugeschnitten ist und nicht nur an die Bedürfnisse anderer angepasst wurde.
An diesem Vatertag feiern wir nicht nur die Väter, die alles im Griff haben. Wir feiern diejenigen, die das Ganze nach und nach erfahren, die um Hilfe bitten, wenn sie sie brauchen, und ihren Kindern zeigen, dass echte Stärke auch Verletzlichkeit beinhaltet.
Wenn du mit einem weinenden Baby auf dem Arm im Kreis herumläufst und dich fragst, ob du dafür geeignet bist, denk daran: Du bist nicht allein. Du bist Teil einer Generation von Vätern, die neu definieren, was es bedeutet, Vater zu sein. Und das ist es wert, gefeiert zu werden.
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